Mehr Fo­kus auf be­zahl­ba­ren Wohn­raum

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Immer mehr junge Menschen haben Schwierigkeiten, zum Start ihrer Ausbildung oder ihres Studiums eine Wohnung zu finden. So beginnt das Semester für viele im Kinderzimmer. Das beeinflusst nicht nur die Studien- oder Berufswahl und schränkt junge Menschen ein, sondern hat auch Einfluss auf die persönliche Entwicklung junger Menschen.

In Ludwigshafen entsteht nun auf dem ehemaligen Halberg-Gelände, in Nähe des Rheinufers ein neues Studierendenwohnheim. Gut 300 Appartements sollen hier entstehen, mit allerlei Annehmlichkeiten wie einem Fitnessraum, einem Gaming-Raum oder einem Musikzimmer ausgestattet. Die Firma International Campus (IC) bietet bereits mehrere dieser Luxus-Wohnheime in Deutschland an, zudem auch einige in Österreich, Tschechien und den Niederlanden.

Die Preise die in diesen Wohnheimen, und mit großer Wahrscheinlichkeit auch in Ludwigshafen aufgerufen werden, beginnen für ein ca. 20m² großes Appartement bei ca. 850€. „Mit diesen Mietpreisen kann die Wohnungsnot unter Studierenden kaum bekämpft werden, die wenigsten Studierenden verfügen über genügend finanzielle Mittel, um die aufgerufenen Mietpreise stemmen zu können.“, so Rüdiger Stein, Regionsgeschäftsführer der DGB-Region Pfalz. „Dass der Bau neuer Wohnheime in Rheinland-Pfalz nicht bezuschusst wird, verschärft die Situation.“ kritisiert Stein, und ergänzt: „Die Stadt hatte bedauerlicherweise nicht die Möglichkeit, das Grundstück dem Studierendenwerk Vorderpfalz unterhalb der marktüblichen Preise anzubieten.“ Dennoch hätte die Stadt beim Projekt mehr Wert auf die soziale Ausgeglichenheit legen können, meint Stein: „Sie hätte dem Investor, ebenso wie bei der zum Projekt gehörigen Kita, die Vorgabe machen können, dass bei den Appartements eine Mindestquote an bezahlbarem Wohnraum für Studierende und Auszubildende geschaffen werden muss. So würden auch die Bedürfnisse nach bezahlbarem Wohnraum für diese beiden Gruppen, und das Bedürfnis nach Kita-Plätzen nicht gegeneinander ausgespielt.“

Gerade in einer Stadt wie Ludwigshafen, in der das durchschnittlich verfügbare Haushaltseinkommen niedrig ist, sollte ein Fokus auf sozialen und bezahlbaren Wohnraum gelegt werden, statt auf Prestige-Projekte privater Investoren. „Für die Beschäftigten bedeuten steigende Mietpreise automatisch, dass mehr vom eigenen Lohn für die Miete aufgewendet werden muss. In der Folge nehmen viele Arbeitnehmer*innen längere Pendel-Strecken in Kauf. Das ist auch Geld, das der Kommune dann fehlt, denn der Teil der Einkommenssteuer, den die Kommunen erhalten fällt am Wohnort und nicht am Arbeitsplatz an.“ meint Stein und fügt hinzu: „Um für Arbeitnehmer*innen, aber auch für Studierende und Auszubildende als Standort attraktiv zu sein, spielt bezahlbarer Wohnraum eine große Rolle. Wer die Fachkräfte von heute und morgen gewinnen will, muss sich daher auch darüber Gedanken machen.“

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