Fast zwei Drittel der Beschäftigten über 55 Jahren, die Angehörige pflegen, geben an, dass sie von ihrem Arbeitgeber gar nicht oder nur gering unterstützt werden. Die überwiegende Mehrheit der pflegenden Beschäftigten sind Frauen.
Mehr als jede/r Dritte über 55 Jahren arbeitet nur noch in Teilzeit. Ein unhaltbarer Zustand, werden Fachkräfte in vielen Branchen doch händeringend gesucht.
Bei älteren Arbeitnehmenden bleibt zu viel Potenzial unausgeschöpft, siehe auch bei der Weiterbildung: 44 Prozent der Beschäftigten in Rheinland-Pfalz sehen keine oder nur geringe Weiterbildungsmöglichkeiten in ihrem Betrieb. 51 Prozent der Älteren geben in einer bundesweiten Befragung an, dass dies vor allem daran läge, dass kein passendes Angebot zur Verfügung stehe, sowie betriebliche Belastungen die Teilnahme an Weiterbildung verhinderten.
„Dabei sind es doch gerade die älteren Beschäftigten, die wir – etwa in Digitalisierungsprozessen – abholen und weiterbilden müssen“, so Susanne Wingertszahn, Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz / Saarland.
Auch die betriebliche Gesundheitsförderung wird fast schon sträflich vernachlässigt. 68 Prozent der rheinland-pfälzischen Beschäftigten geben an, in den vergangenen zwei Jahren keine Gefährdungsbeurteilung erhalten zu haben. Präventive und Reha-Maßnahmen kommen oft viel zu spät.
„Immer wieder gibt es Forderung nach einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Dabei schaffen es die meisten Beschäftigten gar nicht, bis zum Rentenalter zu arbeiten. Wir müssen den Gesundheits- und Arbeitsschutz stärken. Ältere Beschäftigte sind eine wertvolle Ressource in Unternehmen, die genutzt werden sollte“, so Wingertszahn.
„Da muss viel in Unternehmen passieren, aber auch die Landesregierung kann ihren Beitrag leisten. So sollte die Fachkräftestrategie des Landes um den Aspekt der älteren Arbeitnehmenden erweitert werden. Die Transformation der Wirtschaft stellt besonders Ältere vor Herausforderungen. Ihre Bedarfe müssen stärker berücksichtigt, arbeitsmarktpolitische Instrumente angepasst werden“, fordert Wingertszahn.
Nicht zuletzt bräuchten die Beschäftigten mehr Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Job und häuslicher Pflege, aber auch generell bei der Entwicklung und Einführung alternsgerechter betrieblicher Arbeitszeitmodelle. „Wir müssen die besonderen Bedürfnisse älterer Arbeitnehmenden ernst nehmen. Gute, mitbestimmte Arbeit und starke Tarifbindung sind auch hier Teil der Lösung“, so Wingertszahn.