Im August und September 2024 starten auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland die meisten Berufsausbildungen. Zu diesem Anlass sagte Susanne Wingertszahn, Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz / Saarland, heute in Mainz: „Wir wünschen allen Azubis einen guten Start für ihre Ausbildung – viel Erfolg, Durchhaltevermögen – und auch Spaß bei der Arbeit in diesem wichtigen, neuen Lebensabschnitt“.
Gerade in Krisenzeiten bräuchten junge Menschen Sicherheit und Perspektiven. Die Betriebe seien gefragt, gute Ausbildungs- und Übernahmebedingungen zu bieten und die Azubis auf der Höhe der Zeit auszubilden.
Wingertszahn: „Junge Leute erwarten zurecht attraktive Angebote. Die Unternehmen sollten sich an die Arbeit machen, die Ausbildungs- und Entgeltbedingen attraktiv zu gestalten. Klagen über die Jugend helfen niemanden weiter! Es braucht eine gute Unterstützung im Betrieb - und die Begleitung durch engagierte Ausbilderinnen und Ausbilder, die nicht nur fordern, sondern auch fördern können“.
Mit Verweis auf das Engagement des DGB für mehr Tarifbindung im Land, ergänzte Wingertszahn: „Tarifbindung hilft bei der Nachwuchsgewinnung. Bezahlung, Urlaubsanspruch, Arbeitszeiten – diese Dinge lassen sich transparent in Tarifverträgen regeln.“
Dazu, dass viele Betriebe darüber klagen, dass sie keine geeigneten Auszubildenden finden, kommentierte die DGB-Vorsitzende:
„Rosinenpicken, Bestenauslese – die Zeiten sind vorbei. Wer trotz guter Bedingungen Probleme hat, Nachwuchskräfte zu finden, sollte auch denen eine Chance geben, bei denen in der Schule nicht alles glatt gelaufen ist. Denn: Es bleiben immer noch zu viele junge Menschen auf der Strecke. Bei jungen Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss gibt es sogar Negativ-Rekorde. Aus Sicht des DGB sind das brachliegende Fachkräftereserven und sozialer Sprengstoff, die wir uns nicht leisten können.“
Der DGB verweist darauf, dass mehr als jeder fünfte junge Mensch zwischen 18 und 34 Jahren (21 Prozent) in Rheinland-Pfalz über keinen Berufsabschluss verfügt (ohne Schüler*innen und Auszubildende), im Saarland sind es 19 Prozent (Zahlen von 2022). „Es kann nicht sein, dass wir einerseits klagen, dass Unternehmen keine Azubis finden, und wir andererseits einen Höchststand bei jungen Leuten haben, die ohne Berufsabschluss dastehen.“, so Wingertszahn.
„Dringende Empfehlung an die Betriebe: Wenn Sie Probleme haben, Azubis zu finden, suchen Sie den Kontakt zur Arbeitsagentur. Und nutzen Sie die Förderangebote, insbesondere die assistierte Ausbildung“. Es sei unverständlich, dass Betriebe einerseits über angeblich mangelnde Ausbildungsreife klagten, andererseits dieses wertvolle Instrument viel zu selten genutzt werde.
„Ja, die Lage für Ausbildungsinteressierte hat sich verbessert, und das ist gut so. Aber entgegen dem, was zeitweise durch die Medien ging, gibt es in Rheinland-Pfalz und im Saarland für junge Menschen nichts, was den Namen „Ausbildungsgarantie“ verdient. Das entsprechende Bundesgesetz hält seine Versprechen nicht und bringt in Rheinland-Pfalz und im Saarland keinen einzigen jungen Menschen in Ausbildung“.
Mit Blick auf im Juli veröffentlichten Schulabbruchszahlen sieht der DGB auch das Land in der Pflicht: „Dass im Schnitt 7,9 Prozent der Schulabgänger*innen in Rheinland-Pfalz ohne Abschluss bleiben – an manchen Orten weit über 10 Prozent – ist auch in Anbetracht von Fachkräfteengpässen ein Unding, das wir uns nicht leisten können. Es ist ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit und der ökonomischen Vernunft, Schulen und frühkindliche Bildung so auszustatten, dass alle jungen Menschen gefördert und zu erfolgreichen Abschlüssen geführt werden können“.
Auch zur Steigerung der Attraktivität der dualen Ausbildung könne das Land etwas beitragen, sagte Wingertszahn: „Wir warten immer noch darauf, dass die Landesregierung ihr Versprechen für ein Azubi-Ticket aus dem Koalitionsvertrag einlöst, wie es das Saarland längst hat. Passungsprobleme zwischen Betrieben und jungen Leuten, die eine Ausbildung suchen, haben oft auch mit Mobilität und Kosten zu tun. Das Azubi-Ticket würde Abhilfe schaffen – ebenso wie die Schaffung kostengünstigen Wohnraums für Auszubildende.“