Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 027 - 28.09.2023

Ohne Sozialversicherung auf Feldern schufften

DGB Rheinland-Pfalz / Saarland rückt Missstände im Umgang mit Erntehelfer*innen aus dem Ausland in den Fokus

PK Graßhoff, Nemeth, Wingertszahn, Kreten

DGB RLP/SL

Kurz vorm Erntedankfest am 1. Oktober lenkte der DGB Rheinland-Pfalz / Saarland in einer Pressekonferenz am (heutigen) Donnerstag, den 28. September 2023, im DGB-Haus den Blick auf einen besorgniserregenden Aspekt der Ernte: Unter den landwirtschaftlichen Betrieben, die Erntehelfer*innen einsetzen, gibt es leider schwarze Schafe – sehr zum Leidwesen der oft aus dem Ausland stammenden Beschäftigten.

„Zirka 40.000 Saisonarbeitskräfte – die allermeisten aus dem Ausland - arbeiten jährlich allein in Rheinland-Pfalz in der Landwirtschaft. Das ist knapp die Hälfte derer, die insgesamt in der Branche tätig sind“, erklärte Susanne Wingertszahn, Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz / Saarland.

Zu oft wird laut Wingertszahn die Lage der ausländischen Arbeitskräfte, die in der Mehrzahl aus ost- und südeuropäischen Ländern stammen, kaum Deutsch sprechen und ihre Rechte als Arbeitnehmer*innen in Deutschland nicht kennen, ausgenutzt. „Deshalb setzen sich die Gewerkschaften dafür ein, Zutrittsregelungen der IG BAU und der Beratungsstellen zu den Beschäftigten zu erleichtern, damit die Beschäftigten über ihre Rechte in ihrer jeweiligen Muttersprache aufgeklärt werden“, so Wingertszahn.

„Das Mittel der kurzfristigen Beschäftigung führt dazu, dass die Erntehelfer*innen ohne Sozialversicherungsschutz bis zu 70 Tage im Jahr oder drei Monate lang bei 5-Tage-Woche arbeiten. Das gilt aber nur dann, wenn die Arbeitnehmer*innen in ihrem Heimatland einer weiteren Arbeit nachgehen – was erfahrungsgemäß aber oft gar nicht der Fall ist“, unterstrich Thomas Kreten, stellvertretender Vorsitzender der IG BAU Rheinland-Pfalz-Saarland.

Die Gewerkschaften forderten deshalb für alle Arbeitnehmer*innen in Deutschland eine Sozialversicherungspflicht ab dem ersten verdienten Euro.

Da es auch aus der Erfahrung der Gewerkschaften immer wieder Probleme mit Lohnbetrug, Arbeitsschutz, schlechter sozialer Absicherung und Unterbringung gebe, sei die Beratung der Erntehelfer*innen immens wichtig. Dafür gibt es den Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen. Der EVW ist eine gewerkschaftliche Organisation, die sich seit 2004 für gleiche Arbeitsrechte der Wanderarbeiter in Deutschland und gegen deren Diskriminierung am Arbeitsmarkt einsetzt.

„Der EVW engagiert sich deutschlandweit in Projekten, die Wanderarbeiter aus Mittel- und Osteuropa auf deren Muttersprache über geltende Sozialstandards und Arbeitsrecht kostenlos informieren und schulen. So bietet der EDW mobilen Beschäftigten ein Stück Sicherheit in der Fremde und ermöglicht einen leichten Zugang zu rechtlichen Informationen“, erläuterte Krisztina Németh, Beraterin beim EVW.


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