Arbeiten lohnt sich. Das zeigt eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), die vergleicht, wie viel Geld Empfänger*innen von Bürgergeld und Vollzeitbeschäftigte mit Mindestlohn monatlich zur Verfügung haben. „Die Debatte, dass es sich für Bezieher*innen von Bürgergeld nicht lohnt, arbeiten zu gehen, weil sie zu viel bekämen, ist Unsinn“, kommentiert Susanne Wingertszahn, Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz / Saarland.
Alleinstehende Beschäftigte in Rheinland-Pfalz, die in Vollzeit zum Mindestlohn arbeiten, haben durchschnittlich im Monat 572 Euro mehr in der Tasche als Bürgergeldempfänger*innen. Bei Alleinerziehende mit einem Kind beträgt der Unterschied 761 Euro. Ein Paar mit zwei Kindern, bei dem ein Elternteil in Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet, verfügt über 683 Euro mehr monatlich.
„Hören wir also auf mit der Stimmungsmache gegen Bürgergeldempfänger*innen. Sie müssen jeden Cent zweimal umdrehen. Niemand lebt wie die Made im Speck und niemand sucht sich eine solch prekäre Situation freiwillig aus. Wer die Sozialneiddebatte auf dem Rücken der Schwächsten austragen will, verhält sich unsolidarisch“, so Wingertszahn.
„Was wir wirklich brauchen, ist eine deutliche Stärkung der unteren Einkommen. Der Arbeitsmarkt muss gerechter werden. Wer arbeitet, muss davon leben können - ohne aufstocken zu müssen. Und wer nicht arbeiten kann, hat ein Recht auf eine würdige Existenzsicherung.”
Wingertszahn fordert eine bessere Qualifizierung und Betreuung für erwerbsfähige Bürgergeldbeziehende. Dafür benötige die Bundesagentur für Arbeit ausreichende Ressourcen. Gleichzeitig sollten Beschäftigte im Niedriglohnbereich armutsfeste Löhne und Entlastung erhalten, zum Beispiel, wenn sie Sorgearbeit leisten. „Eine stärkere Tarifbindung ist auch hier ein wichtiger Teil der Lösungen“, so Wingertszahn.
Im Fall von Erwerbstätigkeit wird eine abhängige sozialversicherungspflichtige Vollzeiterwerbstätigkeit von 38,19 Wochenstunden zum geltenden Mindestlohn des Jahres 2025 in Höhe von 12,82 Euro die Stunde angenommen.
Quelle:
Seils, E. (08/2025). „Lohnt sich Arbeit in Deutschland noch?“ Policy Brief WSI, 90, https://www.boeckler.de/data/p_wsi_pb_90_2025.pdf.